Shyrdaks sind gefilzte und in Handarbeit genähte Schurwolle-Teppiche aus Kirgistan. Die Kirgisinnen im Norden des Landes lernen die alte Tradition von ihren Müttern. Junge Frauen ziehen oft lieber in die Hauptstadt Bishkek. Wenn sie aber eine Möglichkeit sehen, mit diesem alten Kunsthandwerk Geld zu verdienen, so pflegen sie es – in Heimarbeit – weiter. Andernfalls verbleibt es bei den Müttern und Grossmüttern in den Dörfern. Sie nähen, wann immer nicht gesät, gehegt oder geerntet wird. Jede Meisterin zeichnet und schneidet die Ornamente, die sie mit dem Kulturgut ihres Volkes verbindet, in den Filz. Voller Stolz signiert sie auf der Unterseite jeden fertigen Teppich. Die Bedeutung des Handwerks und das Geld, das es einbringt, stärkt ihre soziale Stellung. Shyrdaks waren ein Hauptelement der Aussteuer für junge Familien. Der Tourismus, die Aufwertung zum immateriellen Kulturerbe durch die UNESCO im Jahr 2012 und Kunden im Westen helfen mit, dass die einzigartige Technik nicht vergessen wird und heute gar ein Revival erleben darf.
Shyrdaks zeichnen sich durch einzigartige, archaisch schöne Ornamente aus. Die abstrahierten Formen zeigen Motive aus der wilden Tier- und Pflanzenwelt der Bergsteppe: Blumen, Vögel, Steinböcke, die Sonne, den Mond und das gezackte Gebirge ... Ein Ornament kann Fruchtbarkeit, Glück oder Familie bedeuten. Ein Shyrdak, wie er seine Geschichte erzählt und darstellt, hat die Funktion eines Buches, einem Bild gleichend. Und er wärmt dabei die Füsse und die Seele.